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Organisationsgenie: Leiterin der Augenabteilung in Hietzing im Porträt

Medizin informiert

Spitzenmedizinerin und Topmanagerin – Primaria Univ.-Prof. Dr. Pia Veronika Vécsei-Marlovitsm MSc, MBA über ihre Arbeit als Leiterin des Krankenhaus Hietzing.

Seit 2008 leitet Univ.-Prof. Dr. Pia Veronika Vécsei-Marlovits die Augenabteilung im Krankenhaus Hietzing. Qualität und Patientensicherheit haben oberste Priorität für die Primaria mit Zusatzqualifikationen im Bereich Management in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Seit 2008 fungiert sie als Leiterin des Karl Landsteiner Instituts für Prozessoptimierung und Qualitätsmanagement in der Katarakt- Chirurgie in Wien.

Klinische Pfade

Vor sechs Jahren implementierte sie an der Augenabteilung „klinische Pfade“. „Das ist eine aufwändige und einzigartige Form des Prozessmanagements. Diagnose und Behandlung fast aller Augenerkrankungen laufen standardisiert ab, d. h. alle Ärzte sollen zum gleichen Ergebnis kommen. Wenn die Diagnose feststeht, gibt es nur eine richtige Behandlung, die jedes Mitglied des Ärzteteams anwendet. Die Standards für Diagnose und Therapie werden gemeinsam erarbeitet und basieren auf Fachliteratur und Eigenerfahrung.“ Jedes Spezialgebiet der Augenheilkunde hat eigene klinische Pfade oder Prozesse, darunter Vitrektomie ( Glaskörperchirurgie), Netzhaut- und Makulachirurgie, AMD (Altersbedingte Makuladegeneration) oder Katarakt, jeweils betreut von einem spezialisierten Oberarzt oder Facharzt. Die Augenabteilung am KH Hietzing ist eine von nur drei klinischen Abteilungen im KAV (Wiener Krankenanstaltenverbund), die ISO-zertifiziert ist.

Im November 2010 wurde mit großem Erfolg vom vollstationären auf einen wochenklinischen und tagesklinischen Betrieb umgestellt. Die Patienten durchlaufen eine „Aufnahmestraße“, durch die schnell und effizient entschieden werden kann, ob sie eine tagesklinische Leistung erhalten oder stationär aufgenommen werden müssen. Die Vorteile für die Patienten sind kürzere Wartezeiten auf OP-Termine bei gleichbleibend hoher Qualität der Behandlung. Die Augenabteilung führt pro Jahr über 4.000 Katarakt- OPs durch, mehrere 100 Glaskörper- und Makula-OPs sowie fast 3.000 intravitreale operative Medikamentengaben (IVOM). Dabei werden Medikamente in den Glaskörper injiziert, z. B. zur Behandlung von feuchter AMD oder DMÖ (Diabetischem Makulaödem). Rund 20.000 Patienten werden pro Jahr ambulant betreut.

Einstimmung

Bei so viel Effizienz ist der Tagesablauf von Pia Veronika Vécsei-Marlovits entsprechend dicht. Die Mutter von zweijährigen Zwillingen steht der Augenabteilung an vier Tagen pro Woche zur Verfügung, was bei ihrem absolut zuverlässigen Team kein Problem darstellt. Ihren Arbeitstag beginnt sie mit einem 40-minütigen Fußmarsch durch den Lainzer Tiergarten. „Das ist eine gute Einstimmung bzw. gut nach der Arbeit, um den Kopf wieder frei zu bekommen. So komme ich belastungsfrei zu Hause an“, verrät sie das Geheimnis ihrer Work-Life-Balance.

Tagesablauf

Ab 7.45 Uhr befasst sich die Primaria im Rahmen der Chefvisite mit komplexen Fällen. Um 8.00 Uhr folgt die Morgenbesprechung mit dem Team, bei der spezielle Themen abgehandelt werden. Im „Journal Club“ wird Fachliteratur diskutiert, die für den Arbeitsalltag des 15-köpfigen Ärzteteams relevant ist. Einmal wöchentlich findet der Prozessmanagementtag statt, um die klinischen Pfade auch weiterhin zu optimieren. „Das Wichtigste ist, sich in die Lage der Patienten zu versetzen. Unter diesem Aspekt werden die Abläufe in der Abteilung laufend verbessert. Diese Optimierung ist auch notwendig, weil der Bedarf an IVOM ständig steigt“, so Vécsei-Marlovits. Bei der jährlichen Erhebung der Patientenzufriedenheit erhält die Augenabteilung regelmäßig Bestnoten. Für die Primaria sind diese Ergebnisse erfreulich, weitaus mehr zählt für sie jedoch aktives Lob: 2013 gab es 38 schriftliche Eingänge von Patienten, die ihre Zufriedenheit durch lobende Worte zum Ausdruck bringen wollten.

Wie hoch die Arbeit des Ärzteteams bei den Patienten im Kurs steht, zeigt sich bei einem kurzen Rundgang durch die Abteilung. Die Primaria wird immer wieder angesprochen, auch von einem Patienten, der offenbar gerade eine OP hinter sich hat. „Ich schließe Sie in meine Gebete ein“, strahlt er über das ganze Gesicht und besteht darauf, mit der „Frau Doktor“ fotografiert zu werden.

Zum Arbeitsalltag von Vécsei- Marlovits gehört auch allerlei Organisatorisches: Sie ist u. a. für das Personalmanagement verantwortlich, kümmert sich um die Umsetzung von Zielvorgaben, implementiert neue Erlässe und sorgt für die notwendige Umstrukturierung der Abläufe. Die 64 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihrer Abteilung sind bestens vertraut mit Qualitäts- und Risikomanagement. „Im Ambulanzbereich gibt es klare Verantwortlichkeiten, alle Mitarbeiter wissen schon im Voraus, welche Aufgaben auf sie zukommen. Ganz genaue Dienstpläne und eine klare Zuteilung sind ein wesentliches Führungsinstrument“, erläutert die Primaria. Im Rahmen der Tagesklinik werden ganztags Katarakt-OPs durchgeführt. Auch hier ist sie im Einsatz, zu ihren Spezialgebieten zählen Katarakt, Glaskörperchirurgie, Netzhautablösungen und Makulaerkrankungen.

Zukunftspläne

Ihren Beruf hat die engagierte Medizinerin aufgrund einer „erblichen Vorbelastung“ ergriffen: „Mein Vater ist Unfallchirurg. Das Schöne am ärztlichen Beruf ist, dass man nicht nur das Gefühl hat, dass man helfen kann, sondern auch von den Patienten entsprechendes Feedback bekommt.“ Wie sie Beruf und Familie unter einen Hut bringt? „Das ist alles eine Frage der Organisation. Meine Zwillinge sind erst zwei Jahre alt, sie brauchen sehr viel Aufmerksamkeit. Es ist eine Gratwanderung, die man schaffen kann. Man schafft alles, was man schaffen will!“, zeigt sie sich überzeugt. Und sie hat noch einiges vor. Das Organisationsgenie hält sich für geeignet, im Gesundheitssystem sinnvolle Dinge in Bewegung zu bringen, wie z. B. die Zulassung von intravitrealen Injektionen im niedergelassenen Bereich, für die derzeit die Kosten von der Sozialversicherung nicht übernommen werden. „Ich bin gesundheitspolitisch sehr interessiert“, lächelt die Primaria. Das ist erfreulich, denn unser Gesundheitssystem braucht dringend kompetente und engagierte Menschen wie sie!